Best Practices 2014 veranschaulicht dritte Option

So wie hier am Karfreitag gestaltet die Pfarrei St. Joseph Münster-Süd jeden der Kar- und Ostertage mit "eigenem Gesicht".
Liturgie.

Glauben lässt sich schwer erklären, aber umso besser erfahren. Darauf baut die katholische Kirchengemeinde St. Joseph Münster-Süd, wenn sie alljährlich die Kar- und Ostertage mit einer außergewöhnlichen Liturgie gestaltet. Wie sie das macht, wird als eines von vielen Praxisbeispielen bei der Veranstaltung "Best Practices 2014" am Samstag (8. Februar 2014) im Liudgerhaus in Münster vorgestellt.

Unter dem Motto "Gottvoll und menschennah" werden auf Einladung des Bistums Münster verschiedene Pfarreien ihre Ideen und Aktionen für Gottesdienste präsentieren, die Liturgie und Leben der Menschen verbinden. Einer der Referenten ist Pfarrer Dr. Stefan Rau von St. Joseph, der mit den Haupt- und Ehrenamtlichen seiner Pfarrei genau dieses Ziel verfolgt: "Wir wollen den Menschen anhand ihrer Lebenssituation Türen in unsere Gemeinde öffnen."

Gerade der Sinn der Kar- und Ostertage, des zentralen Zeitraums im christlichen Glauben, müsse zeitgemäß zugänglich gemacht werden. "Wir müssen unsere Zeichen so gestalten, dass die Liturgie verständlich wird", sagt Pfarrer Rau, "wir müssen machen, statt nur zu erklären."

Weil er und seine Mitstreiter so einiges "machen", lässt sich an St. Joseph jeder Tag zwischen Palmsonntag und Ostermontag "mit eigenem Gesicht erleben, das sinnlich erfahrbar ist." Gleichzeitig wird der Zeitraum als Einheit gestaltet, eben als wichtigste Zeit für alle Christen.

Den klingenden Auftakt markiert am Palmsonntag die Aufführung eines Requiems von Josef Gabriel Rheinberger. An den folgenden Tagen finden ausschließlich Wortgottesdienste statt, um, wie der Pfarrer sagt, "an den Ostertagen die Urfeier der Eucharistie neu zu betonen."

Am Gründonnerstag wird das Besondere dieser Woche dann buchstäblich sichtbar: Der Innenraum der Pfarrkirche St. Joseph wird eigens für das Abendmahlsamt umgebaut. Im Mittelgang errichten Helfer einen großen Tisch, zu dem hin sie die Bänke ausrichten.

Die ungewohnte Aufteilung des Gotteshauses unterstreicht die drei Bestandteile des Abendmahlsamtes: Der Wortgottesdienst mit Predigt wird vom hinteren Teil in die Kirche hinein gehalten, die Fußwaschung wird an zwölf Menschen vollzogen, die Bereiche des Gemeindelebens repräsentieren, und schließlich empfangen alle in einem großen Kreis stehend die Kommunion. "Bei den Texten halten wir uns an das Messbuch", betont der Pfarrer. Nur die Raumgestaltung sei anders. Das allein sei offensichtlich schon so eindringlich, "dass viele Menschen jedes Jahr auf diese besondere Feier am Gründonnerstag warten."

Besonders geht es auch an den folgenden Tagen weiter. Eine Aufführung der Johannes-Passion mit Predigt prägt den Karfreitag, eine Trauermette den Karsamstag. Höhepunkt des Ostersonntags ist die Osternachtfeier – eine echte Osternachtfeier, beginnt sie doch um 5 Uhr morgens.

Mit all diesen Angeboten wolle man, so Pfarrer Dr. Rau, "diese Zeit sinngemäß und gemeindegemäß gestalten", also den Inhalt der jeweiligen Tage zielgruppengerecht vermitteln. Dazu "machen wir nicht einfach Events, die in der Luft hängen, sondern sie sind alle eingebunden in die Liturgie." Diesen Grundsatz beherzigt die Pfarrei auch das restliche Jahr über, wenn sie ihr Gotteshaus etwa für Ausstellungen oder Konzerte zur Verfügung stellt. "Eine Kirche ist kein Ort für irgendeine Veranstaltung, sondern was dort stattfindet, muss eingebunden sein in das, was wir als Kirche feiern", findet der Pfarrer.

Diesen Weg geht er in St. Joseph seit rund zehn Jahren, und mit ihm viele Haupt- und Ehrenamtliche, von den Mitgliedern des Liturgieausschusses über den Kantor bis hin zu den Erwachsenenmessdienern. Dank dieser Vielfalt kämen immer wieder neue Ideen und Elemente hinzu. Und das sei auch wichtig: "Wo, wie in unserer städtischen Pfarrei, alte Traditionen wie zum Beispiel Maiandachten nicht mehr funktionieren, muss man neue begründen."

Die Chancen, dass aus diesen Ansätzen echte Traditionen werden, stehen gut: "Viele Menschen machen unser komplettes Programm zu den Kar- und Ostertagen mit", berichtet Pfarrer Rau, "andere, frühere Gemeindemitglieder, kommen zum Beispiel aus dem Rheinland oder aus Berlin angereist, um einzelne Angebote zu erleben." Besonders freue er sich über Aussagen wie die eines älteren Mannes: "Wenn ich nicht dabei sein kann, fehlt mir was."

Dass viele Seelsorger und Ehrenamtliche auf ähnliche Resonanz hoffen und Anregungen für entsprechende Liturgie suchen, zeigt die Teilnahme von fast 100 Personen an "Best Practices 2014". Neben dem Beispiel aus St. Joseph werden sie dort viele andere Ideen etwa für Gottesdienste an ungewöhnlichen Orten kennenlernen. "Es gibt ein sehr großes Interesse an dem Thema", bestätigt Johannes Heimbach vom Referat Liturgie des Bistums Münster – Interesse der Gestaltenden und der Mitfeiernden an einer gottvollen und menschennahen Liturgie.

Hinweise zu allen Praxisbeispielen des Tages finden Sie hier.

Text/Foto: Bischöfliche Pressestelle
10.02.2014

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