Stefan Jürgens beim Ringforum zum Pastoralplan

Mit fünf Liedern gestaltete Stefan Jürgens seinen Vortrag lebendig.
Mit fünf Liedern gestaltete Stefan Jürgens seinen Vortrag lebendig.

Dass der Glaube an Gott immer noch viele Menschen bewegt, zeigte sich am Montagabend (10. März 2014) im Gertrudenstift Rheine. Unter dem Titel "Glaube als Geschenk und Herausforderung" fand dort die zweite von vier Veranstaltungen des Ringforums zum Diözesanpastoralplan statt – und die bereitgestellten Stühle reichten für die 180 Gäste nicht aus und mussten spontan aufgestockt werden.

Die Veranstalter freute es. "Mit dem Ringforum wollen wir dazu beitragen, dass sich die Pfarreien den Herausforderungen der Zeit stellen und lebendige missionarische Kirche sein können", erklärte Kreisdekanatsgeschäftsführer Matthias Kaiser. Das Kreisdekanat organisiert das Ringforum in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungsforum Steinfurt und dem Gertrudenstift. Die vier Veranstaltungen nehmen dabei unter dem Motto "Optionen. Konkret. Machen." jeweils eine der vier sogenannten Optionen des Diözesanpastoralplans in den Blick, der den Pfarreien als Orientierung zur Erarbeitung eigener Pastoralpläne dienen soll.

In diesem Sinne ging es am Montag um die "Option für die Einladung zum Glauben". Als Referent führte Pfarrer Stefan Jürgens aus Stadtlohn aus, warum Glaube Geschenk und Herausforderung zugleich ist. Sein lebendiger, von Gesangseinlagen aufgelockerter Vortrag war so eindringlich, dass das Publikum ihn spürbar begeistert mit anhaltendem Applaus belohnte.

Mit einer Bildgeschichte des dänischen Philosophen und Christen Sören Kierkegaard stieg Jürgens ein. Kierkegaard erzählt von einem Schild in einem Schaufenster, das die aufgedruckte Botschaft "Hier wird Wäsche gewaschen" nicht einlösen kann, weil es nicht etwa im Schaufenster eines Waschsalons hängt, sondern in einem Schilderladen. "Was ist meine persönliche Botschaft, ist bei mir drin, was draufsteht?" fragte Jürgen das Publikum. Für sich selbst gab er die Antwort, indem er seinen Glauben begründete: "Ich glaube, weil ich den Glauben geerbt habe, weil ich mich dafür entschieden habe, weil ich gute Gründe gefunden habe, weil es Jesus gibt und weil ich ewig leben werde."

Sein persönliches Glaubensbekenntnis besage, dass er an den von Jesus Christus bezeugten Gott glaube. Dabei sei dieser Glaube eine Herausforderung, denn "er ist kein Zustand, sondern ein Weg, ein Auf und Ab, zu dem Fragen und Suchen dazu gehören." Deshalb sei der Glaube "keine übermenschliche Sache, sondern ein Geschenk Gottes."

Das gelte auch heute noch, denn der zunehmende Glaubensverlust sei eigentlich kein solcher, sondern ein Religionsverlust. "Die Herausforderung ist, von einer naiv-magischen Religiosität zu einem aufgeklärt-mystischen Glauben zu kommen", sagte Stefan Jürgens. Früher sei Religion nützlich gewesen, es sei darin nicht zuerst um Gott gegangen, sondern vor allem um die Bewältigung von Ängsten, das Überleben und die Erklärung der Natur. Diese "archaisch-magischen Funktionen" habe Religion in der heutigen global vernetzten, aufgeklärten, autoritätskritischen westlichen Welt verloren und deshalb an Bedeutung eingebüßt.

Wegen dieses Funktions- und Bedeutungsverlustes der Religion sei der Glaube "auf das Letzte verwiesen, was ihm geblieben ist, auf das Einzige und Wichtigste: die Liebe Gottes, die sich in Jesus Christus offenbart." Früher sei man aus Angst religiös gewesen, wer aber heute glaube, glaube mit Vertrauen und aus Liebe zu Jesus.

Weil der Glaube kein Teil der herrschenden Kultur mehr sei, könne er nun zeigen, was in ihm stecke. Die pastorale Herausforderung bestehe darin, zum einen die Beziehung zu Jesus zu betonen, die genauso zweckfrei sei wie eine partnerschaftliche Beziehung, und zum anderen dem Glauben an Jesus eine soziale Dimension zu geben.

Für den einzelnen Christen ergebe sich die Herausforderung, die aus der Taufe abgeleitete Identität zu bekennen. "Wo der Glaube gut begründet wird, erfährt er Aufmerksamkeit", begründete Stefan Jürgens, "wir müssen Auskunft geben können, wer wir sind." Dazu machte er aus eigener Erfahrung Vorschläge für das Gemeindeleben: eine einfache Sprache anstatt von "kirchisch" zu verwenden, auch das christliche Leben außerhalb "kuscheliger Gemeindegruppen" wahrzunehmen, personal statt konzeptionell zu denken, Teamarbeit zu pflegen, nach alenten zu suchen und sie zu nutzen sich von Überlebtem zu trennen sowie Bildungsarbeit und Erwachsenenkatechese zu fördern.

"Machen Sie aus Ihrem Leben und Ihrem Glauben kein Rätsel", ermutigte Jürgens die Zuhörer abschließend, "sondern zeigen Sie Ihre Identität als Christ." Denn anders als bei dem Schild im Schaufenster müsse man bei Christen hoffen dürfen, "dass immer drin ist, was drauf steht."

Text/Foto: Bischöfliche Pressestelle
10.03.2014

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