Bischof Genn wirbt für einen Kulturwandel im Bistum Münster

Die katholische Kirche im Bistum Münster soll künftig noch stärker eine Kirche sein, die Beziehung stiftet. Das hat der Bischof von Münster Dr. Felix Genn jetzt im Vorwort einer Broschüre geschrieben, die in diesen Tagen an alle Seelsorgerinnen und Seelsorger im Bistum sowie an die Mitglieder des Diözesanrates geht. In der Broschüre und in einem Begleitschreiben dazu wirbt der Bischof für einen Kulturwandel im Bistum Münster, dessen Hintergrund der "Wechsel von der Volkskirche hin zu einer Kirche des Volkes Gottes" sei. Bis zu den Sommerferien werden viele Gremien im Bistum über das Anliegen des Kulturwandels sprechen.

Gott selbst, betont Bischof Genn in  seinem Schreiben, sei ein Gott der Beziehung und suche die Beziehung zu den Menschen: "Wir wollen eine Kirche sein, die diese Einladung Gottes glaubwürdig lebt und erfahrbar macht. Sie konkretisiert sich darin, dass Menschen miteinander und mit Gott in Berührung kommen und Leben in Fülle für alle gelingt." Die grundlegenden Prozesse, die im Bistum Münster in jüngster Zeit angestoßen worden seien und die die Broschüre darstellt, hätten das Ziel, die Verantwortung all derjenigen zu stärken, die vor Ort ihr Christsein lebten. Umgesetzt werden könne das Anliegen, stärker eine Kirche der Beziehung zu sein, "durch neue partizipative Leitungsmodelle auf Ebene der Pfarreien und Gemeinden, durch verlässliche inhaltliche Schwerpunktsetzungen, durch Gottesdienste, die nah am Leben der Menschen dran sind und zeigen: ,Gott ist bei uns‘, durch eine Außendarstellung der katholischen Kirche im Bistum Münster, die unsere gemeinsame Identität zum Ausdruck bringt."

Die  Broschüre stellt in einer "spirituellen Vergewisserung" zunächst dar, dass künftig nach individuellen Wegen gesucht werden soll, die die unterschiedlichen Situationen in den Pfarreien berücksichtigen. Statt radikale Lösungen für das ganze Bistum vorzugeben, sollen mit Pfarreien und Gemeinden individuelle Wege für die jeweilige Kirche vor Ort gefunden werden. Dies setze voraus, "eine Kultur der Beziehung zu fördern, die im Geiste Jesu ist."  Das beziehe sich sowohl auf den innerkirchlichen Bereich als auch auf Fernstehende und Suchende: "Schließlich und vor allem geht es auch und gerade darum, es zu ermöglichen, dass Menschen in Beziehung zu Gott treten." Eine so verstandene Kultur der Beziehung eröffne neue Wege in der Verkündigung, ermögliche eine differenzierte Leitungsstruktur der Pfarreien und Gemeinden, an der Ehrenamtliche Anteil haben könnten, stärke das Vertrauen der Handelnden zueinander, führe zur Begegnung mit der Lebenskultur Jesu Christi, stifte Identifizierung mit der Kirche und stärke alle, weil gemeinsam nach Wegen der Kirche gesucht und Verantwortung geteilt werde.

Auch die Beziehung zwischen Bistumsleitung, Bistumsverwaltung und Pfarreien soll eine neue Qualität erfahren. Und nach außen soll Kirche nicht  als abgrenzend und ausgrenzend, sondern als beziehungsfördernd erfahren werden: "Menschen, die der katholischen Kirche fernstehen, erfahren diese zu wenig als eine Kirche, die an ihnen Interesse zeigt und für sie da ist, wenn sie sie brauchen." Selbstkritisch wird in der Broschüre weiter  eingeräumt, dass in der Vergangenheit manches geschehen ist, was Vertrauen erschwert und Beziehung gestört hat. Vor allem im Zuge  der Fusionen seien auf allen Ebenen Beziehungen beschädigt worden oder gar zerbrochen.

Wie sich das konkret ändern kann, zeigt die Broschüre unter anderem anhand der pastoralen Schwerpunkte auf, auf die sich der Diözesanrat im September vergangenen Jahres verständigt hat: "Seelsorge als Evangelisierung verstehen", "Seelsorge so anbieten, dass sie das Leben des einzelnen berührt", "Getaufte in ihrer Verantwortung stärken", "Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene als wichtigste Zielgruppe ansehen", "Bewusst Experimente wagen".

Mit Blick auf Verantwortung und Leitung in der Kirche vor Ort lautet die zentrale Überzeugung, dass Seelsorge vor Ort ein Gesicht braucht: "Kirche im Ort oder Ortsteil wird erfahrbar durch Menschen, die sich in den Dienst stellen. Jemand, der für die Kirche steht, muss aber auch Verantwortung übertragen bekommen können." Von dieser Überzeugung ausgehend soll künftig eine Vielzahl von Leitungsmodellen möglich sein. Gesetzt durch den Bischof ist dabei, dass es keine weiteren Zusammenführungen von Pfarreien geben wird und dass jede Pfarrei auch künftig einen leitenden Pfarrer hat. Gemeinden können zukünftig von einem Team von freiwillig Engagierten geleitet werden, die gemeinsam die Verantwortung wahrnehmen und vom leitenden Pfarrer beauftragt werden.

Schließlich wird in der  Broschüre betont, dass der Kulturwandel mit Hilfe einer so genannten Markenentwicklung auf den Weg gebracht werden soll. So wird es ein neues Markenzeichen (Logo) geben, das viele Einrichtungen im Bistum angepasst übernehmen werden. Zudem wird sich die katholische Kirche im Bistum Münster in einer Kampagne, die im Herbst startet, als attraktiver und beziehungsfördernder Arbeitgeber präsentieren und mit einem Slogan (Claim) deutlich machen, wofür sie vor allem stehen will.

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