Workshop Frauen in der Kirche

„Wann geht es endlich los, Herr Bischof? “

„Wann beginnt endlich die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche? Wann dürfen Frauen sonntags in der Kirche predigen – an der richtigen Stelle? Wann gibt es erste Diakoninnen?“

Die Fragen der 50 Frauen und drei Männern, die sie in der Vorstellungsrunde vortrugen, waren von Ungeduld geprägt und auch von wachsendem Unverständnis: Die Argumente, warum geistliche Ämter Männern vorbehalten sein sollen, seien heute nicht mehr vermittelbar und entsprächen nicht der in der Bibel beschriebenen gleichen Würde und Gottesebenbildlichkeit von Mann und Frau. Ihre Analyse und Zielrichtung war eindeutig: Die Kirche wird von Männern geleitet, aber von den Frauen getragen. Und daran muss sich etwas ändern, wenn nicht die besonderen Charismen der Frauen für das Wachstum der Kirche weiter brach liegen sollen. Denn ihre Stärke sahen die Teilnehmerinnen des Workshops gerade auf dem Gebiet der Glaubensweitergabe, die so an entscheidenden Stellen nicht eingebracht werden könne. Die ehrenamtliche Arbeit in der Kirche werde vor Ort überwiegend von Frauen geleistet, wenn es aber um Entscheidungen gehe, seien Männer am Ruder. Das gelte von den Bischofskonferenz bis zum Kirchenvorstand, der anders als die Pfarreiräte männlich dominiert sei. Die Frauen identifizierten dafür strukturelle, gesellschaftliche und überkommene theologische Gründe. Sie benannten auch die inneren Bilder, die Frauen oft in sich selbst tragen als ein Hindernis für die von allen gewollte Veränderung, die sie schweigen, nachgeben und zurücktreten lassen gegenüber machtvoll und dominant auftretenden Männern. „Wenn ich etwas wirklich will und mich entschieden dafür einsetze, kann ich auch in der Kirche viel erreichen“, benannte eine resolut wirkende Engagierte ihre Erfahrung aus der Kirchengemeinde. „Wir müssen selbstbewusster auftreten und uns nicht klein machen lassen“, bestätigte eine andere.

 Gesprächsstoff war in beiden Workshoprunden die aktuelle Aktion Maria 2.0. Eine der anwesenden Initiatorinnen Ruth Koch erläuterte, wie Frauen in der Woche vom 11. – 18. Mai durch ihr Fehlen in Gottesdiensten und ehrenamtlichen Aufgaben darauf aufmerksam machen wollen, was der Kirche fehlt ohne Frauen. Es ginge nicht darum Kirche zu bestreiken, sondern deutlich zu machen, dass sich endlich etwas ändern müsse in Richtung Gleichberechtigung. Sie protestieren gegen die Ausgrenzung von Frauen und wollen angesichts des Missbrauchsskandals endlich konkrete Veränderungen in der Kirche. Der Missbrauchsskandal sei auch Folge einer männlich fixierten Kirche, die sich jetzt bewegen müsse. Die ebenfalls anwesende Referentin für Frauenseelsorge des Bistums, Marietheres Stockhofe-Fernandes, berichtete vom Anruf eines Pfarrers, der ihr am Telefon berichtet habe, dass in der Aktionswoche von Maria 2.0 Erstkommunion in der Pfarrei sei.

Er habe sie gefragt, was er tun könne, um die engagierten Katechetinnen in seiner Pfarrei zu ermutigen, trotz Erstkommunion die Aktion Maria 2.0 zu unterstützen. „Solche Männer und Kirchenverantwortliche brauchen wir“, so die Referentin und berichtete von der Bewegung „He for She“, bei der Männer sich für Frauen einsetzen, um das gemeinsame Anliegen der Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern. Sie erzählte auch von der Arbeit der bischöflichen Frauenkommission, der der Bischof viel Vertrauen entgegenbringe und deren Expertise er schätze. Davon ermutigt nutzte eine Gruppe der Frauen die Gelegenheit, in der Mittagspause dem Bischof selbst ihr Anliegen vorzutragen. Zugewandt hörte dieser Ihnen zu, die als kleinen praktischen Schritt die Bitte vorbrachten, die Predigt von Frauen im Sonntagsgottesdienst zu erlauben. Die Erfahrung einer freundlichen, aber eindeutigen Abfuhr enttäuschte die Frauen, minderte aber nicht deren Willen, an ihrem Ziel weiterzuarbeiten. Allerdings fragten sie sich mit Sorge, wie viel Zeit ihnen noch bleibt, etwas zu erreichen. „Junge Frauen fehlen, die sich angesichts dieser männlichen Ignoranz in der Kirche engagieren wollen.“ „Stellen Sie sich vor, wir sind fünf Jahre weiter und es hat sich wirklich etwas Relevantes in Sachen Gleichberechtigung in der Kirche getan“, lud Moderator Martin Wichert die Frauen ein, „woran würden sie das erkennen“. Die Frauen benannten eine ganze Reihe von konkreten Dingen, vom Diakonat der Frau bis zum partnerschaftlichen Umgang von Frauen und Männern in den Gemeinden. Eine Frau antwortete: „Dann bin ich 74. Wenn sich wirklich etwas Entscheidendes getan hat, dann hätten sich die Träume meiner Jugend erfüllt.“

Christoph Speicher

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